Bedarfsgerechte Blutbeschaffung

Die Versorgungslage präsentierte sich 2018 gut. Der Einsatz neuer Planungsinstrumente sowie Marketingmassnahmen trugen zu einer tiefen Verfallrate von 1,5 Prozent bei.

Die Versorgung der Schweizer Spitäler mit Blutprodukten verlief über das ganze Jahr gut, auch wenn es dabei zu unvorhersehbaren Schwankungen kam. So fielen beispielsweise Anfang Jahr einzelne Blutgruppen unter den minimalen Lagerbestand, und nach den Sommermonaten gab es einen ungewöhnlich hohen Blutbedarf. Es gelang jedoch, die Lagerbestände innert kurzer Zeit wieder aufzustocken.

Gesunkene Verfallrate

2018 kam es zu 277 808 Blutspenden. Das sind gut 1,6 Prozent weniger als 2017 (282 421). Dieser Rückgang entspricht in etwa dem gesunkenen Blutbedarf (-2,3 %).

Die Verfallrate lag mit 1,5 Prozent deutlich unter dem Vorjahr (2017: 1,9 %) und näherte sich wieder den auch im europäischen Vergleich sehr tiefen Werten von 2016 (1,6 %) und 2015 (1,33 %) an.

Schweizweites Online-Monitoring

Ausschlaggebend für eine so genau wie möglich auf den Bedarf ausgerichtete Blutbeschaffung ist das Zusammenspiel aller Beteiligten. Blutspende SRK Schweiz ist für die überregionale Planung verantwortlich; die dezentrale Umsetzung obliegt den regionalen Blutspendediensten. Ihnen stellt Blutspende SRK Schweiz seit Mitte 2016 eine Online-Plattform zur Verfügung, die jederzeit einen Überblick über alle aktuellen Lagerbestände in der Schweiz gibt. 2018 etablierte sich diese Plattform als ein von allen regionalen Blutspendediensten genutztes Arbeitsinstrument.

Vier Beschaffungszonen

Bei strukturellen Vereinfachungen setzt die Bildung von vier ähnlich grossen Schweizer Beschaffungszonen an, die die Blutversorgung in ihrem Gebiet flächendeckend und weitgehend autonom regeln. Damit wird in einem kleinen Land wie der Schweiz mit 11 unterschiedlich grossen regionalen Blutspendediensten die Blutversorgung einfacher und wirkungsvoller.

2018 erfolgte die Blutbeschaffung erstmals entsprechend dieser vier Zonen. Die vollständige Umsetzung geschieht 2019; für die gesamtschweizerische Koordination sind dann noch vier Ansprechpartner zuständig.

Plättchen – wenn es eilt

Wie hilfreich in Zukunft etablierte überregionale Strukturen sein werden, zeigt sich beispielsweise bei der Beschaffung von Blutplättchen, die bei Organ- und Stammzelltransplantationen kurzfristig benötigt werden.

2018 kam es in Genf während der Weihnachtszeit aufgrund mehrerer Transplantationen zu einem plötzlichen, hohen Bedarf an Plättchen. Nur dank der aufwendigen Einbeziehung jedes einzelnen Blutspendedienstes in der gesamten Schweiz und der Flexibilität aller Beteiligten gelang es dem Genfer Blutspendedienst, die Plättchen rechtzeitig für die Patientinnen und Patienten bereitzustellen.

Blutspendebarometer

Die neuen Planungsinstrumente wurden durch eine gezielte, wiederum auf die Blutgruppen bezogene Sensibilisierung für die Blutspende ergänzt. Seit Ende 2018 findet sich prominent auf der Website ein Blutspendebarometer, das den Lagerbestand an Blutgruppen abbildet und jede Woche aktualisiert wird. Spenderinnen und Spender sehen so, ob ihre Blutgruppe aktuell gefragt ist. Ihr Verständnis für die Bedeutung der Blutgruppen wächst.

Ebenfalls im Zeichen der Blutgruppen standen 2018 die generellen Sensibilisierungsmassnahmen. Im Vorfeld des Weltblutspendetags vom 14. Juni führte Blutspende SRK Schweiz die Aktion Missing Type durch, bei der Unternehmen die Buchstaben der Blutgruppen A, B und 0 aus ihrem Auftritt entfernten. Über 30 Partner beteiligten sich.

Junge Familien im Zentrum

2018 warb die Kampagne «Der Moment, in dem alles stimmt» bei jungen Familien um deren Aufmerksamkeit für die Blutspende, und zwar dort, wo diese häufig anzutreffen sind: in IC-Zügen mit Plakaten, in Einkaufszentren mit E-Panels und in Kinos mit Werbung.
Primäres Ziel war die Sensibilisierung 30- bis 45-Jähriger. Sekundär ging es darum, junge Leute als neue Blutspender zu gewinnen.

Schwerpunkt online

Ebenfalls an 30- bis 45-Jährige richteten sich Social-Media-Ads-Kampagnen auf Facebook und Instagram, die 2018 erstmals mit Bezug zur Blutspende durchgeführt wurden. So wurden Online-Werbeanzeigen an junge Familien ausgespielt, auf die sehr viele Personen reagierten. Online-Marketing erweist sich auch im Bereich Blutspende als vielversprechend und soll 2019 ausgeweitet werden.

Modell der Zukunft

Die Grundversorgung der Schweiz mit Blutprodukten basiert ungefähr zur Hälfte auf Blutspenden in städtischen Zentren (2018: 54 %) und auf dezentralen mobilen Aktionen in eher ländlichen Gebieten. Diese machten 2018 einen Anteil von fast 46 Prozent aus (2017: 47 %). In 1006 Ortschaften (2017: 960) fanden insgesamt 1859 Blutspendeaktionen statt (2017: 1845). Die durchschnittlich beschaffte Anzahl Spenden pro Aktion lag mit 68,3 Spenden leicht unter dem Vorjahr (2017: 71,6 Spenden). In der Regel organisieren Samariterinnen und Samariter diese Aktionen. Sie müssen dazu meistens bereits ein Jahr vorher die Infrastruktur wie Gemeindesäle oder Turnhallen reservieren.

Um an Flexibilität zu gewinnen, betreiben die Blutspendedienste beider Basel und Aargau/Solothurn seit 2018 erstmals gemeinsam einen Blutspendebus. Dabei handelt es sich um ein voll ausgerüstetes mobiles Blutspendezentrum, das einen ortsunabhängigen kurzfristigen Einsatz ermöglicht. Spenderinnen und Spender können zum Voraus einen Termin reservieren, um Wartezeiten zu vermeiden. Dazu stellt Blutspende SRK Schweiz den regionalen Blutspendediensten seit 2018 ein Terminreservierungssystem zur Verfügung. 2019 ist geplant, den Blutspendebus flächendeckend in den Kantonen Basel-Stadt und Basel-Landschaft zum Beispiel für Unternehmen und in den Kantonen Aargau und Solothurn in Zusammenarbeit mit den Samaritervereinen einzusetzen.